Besuch in Honduras 2008

Ein herzlicher EmpfangDie Wiedersehensfreude war bereits einmal sehr groß, als Elly Peters und Wiebke Sophie Suchanek im Oktober 2008 in Marcala eintrafen. Diesmal durften die beiden Mitarbeiterinnen des Marburger Weltladens von September bis Dezember den Betrieb in Honduras live miterleben und all das kennen lernen, was Rosario und Yamileth schon berichtet hatten. Ein herzlicher Empfang im Frauenhaus von COMUCAP und persönliche Einladungen in Familien und zum gemeinsamen Kochen ließen Elly und Wiebke gut ankommen. Man hatte sich viel zu erzählen und vor allem Yamileths und Rosarios Familie hatten es fast nicht abwarten können, sich auch noch mal persönlich, zumindest bei einigen WeltladenvertrerInnen, für die tolle Betreuung ihrer Töchter bedanken zu können. Diese Chance bekamen sie dann auch in erweiterter Form, da auch Christina Braun, Johannes Lauber und Cornelius Gutenbrunner im Dezember unserer Partnerorganisation einen Besuch abstatteten.

Beim gemeinsamen EssenDie ersten Wochen des Aufenthaltes von Elly und Wiebke waren von einem kleinen Kulturschock und herzlichem wie neugierigem Empfang geprägt. Die allseits bekannten unterschiedlichen Vorstellungen von Zeit und Verabredungseinhaltung brachten unsere Mitarbeiterinnen manchmal ins Schwanken und die Gastgeber zum herzlichen Lachen. So ging es ab und an mit 3 Stunden Verspätung in Richtung Kaffeefinca oder Nassverarbeitungsanlage – doch dadurch wurde es nicht minder spannend.

Landschaft in MarcalaDie Ländereien und Anlagen von COMUCAP liegen im Bezirk La Paz, rund um Marcala, in einer malerischen Landschaft zwischen Bergen, Flüßchen und Wasserfällen verteilt. Da es vor Ort hauptsächlich Straßen aus Erde, Sand und Geröll gibt, braucht es besondere Fahrer, die das Gelände kennen und ArbeiterInnen, PassantInnen und BesucherInnen heil zum Ziel kutschieren. Vergnüglich und in besonderer Erinnerung sind dabei Fahrten auf der Ladefläche von Pick-ups, gemeinsam mit Menschen, Hühnern und Schweinen.

Über Fortbildungen, die andere Frauenorganisationen in Zentralamerika anbieten, konnten einige Frauen von COMUCAP pädagogische Basiskenntnisse erlernen und Fortbildungen vor allem in den Bereichen Alphabetisierung, Frauen- und Kindergesundheit, Gleichberechtigung und Medienkompetenz genießen.

Beim Lernen...Sie geben als Bildungsverantwortliche dieses Wissen an die Mitglieder von COMUCAP und deren Familien weiter und laden auf Infoveranstaltungen immer wieder auch Nachbarn und Interessierte ein, von den Angeboten zu profitieren. Diese ohnehin anspruchsvolle Tätigkeit ist mit viel Motivation und Beschwerlichkeiten verbunden. Nicht immer gibt es dort, wo man unterrichten möchte, Straßen und Busse und so manch eine engagierte Dame läuft zwei Stunden pro Wegstrecke, um zweieinhalb Stunden Fortbildung zu ermöglichen.

Diese Umstände führten u.a. dazu, dass das Radio (auch in Zeiten des Mobilfunkgerätes noch immer das am weitesten reichende Medium) ein fester Bestandteil der COMUCAP-Infrastruktur wurde. In der allwöchentlichen Sendung „Von Frau zu Frau – auf dem Weg zur Gleichberechtigung“ gestalten die Frauen ein Bildungsprogramm für zu Hause und auch für die Küche. Aufrufe, man möchte doch bitte im Büro vorbeikommen oder Grüße an die Tante im entlegenen Dorf, sind fester Programmbestandteil. So durften auch Wiebke und Elly zur Begrüßung und Verabschiedung – inklusive Musikwunsch – die Radiosendung mitgestalten.

Das erklärte Ziel der Vertiefung der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen COMUCAP und dem Marburger Weltladen wurde durch das Vorhaben ergänzt, ein Buch zu schreiben. Dieses ist zur Zeit noch in Arbeit und besteht aus einer kurzen Einführung zu den Lebensumständen in der Region und den Organisationsstrukturen COMUCAPs. Es handelt im Hauptteil von den persönlichen Geschichten der jüngeren COMUCAP-Frauen, die zwischen 15 und 35 Jahre alt sind. In Gesprächen und Interviews erzählten sie Elly und Wiebke aus ihrem Arbeitsleben, von ihren Bildungswegen und dem Alltäglichen Auf und Ab von Freud und Leid. Durch die Vielfalt der Geschichten soll das Buch die Lebens- und Arbeitswelt der COMUCAP-Frauen, aber auch den unglaublichen Fortschritt, den diese Organisation bewirkt hat, abbilden. Es ist eine Einladung an die LeserInnen, sich auf einer persönlichen Basis an die Umstände unserer Partnerinnen und deren Familien anzunähern und einen umfassenderen Einblick in die Welt des Elisabeth Kaffees zu bekommen.

Zwei Monate lang prägten intensive persönliche Gespräche und Besuche, sowie deren Verarbeitung in mehrfacher Hinsicht den Aufenthalt in Marcala. Die Geschichten reichen von erschreckend-unvorstellbar bis hin zu erstaunlich-wunderlich und zeigen den Frohmut der Organisationsfrauen.

Aus den Gesprächen entstand auch der voraussichtliche Titel des Buches „Mujeres adelante“, „Frauen vorwärts“. Denn in den Lebensgeschichten der Frauen gab es eine Konstante, die sie immer wieder bekräftigten: ¡Salir adelante! ist ihr Motto. Vorwärts kommen – immer weiter vorwärts. Komme was wolle.