Besuch in Honduras 2011

Als wir vor 4 Jahren erstmals die Frauenorganisation COMUCAP in Marcala im Hochland von Honduras besuchten, hätten wir nie gedacht, dass viel mehr als „nur“ der Vertrieb des  biologischen und fair gehandelten „Elisabeth Kaffees“ daraus entstehen würde. Es ist ein „Kaffee mit Gesicht“ geworden. Ein wichtiger Baustein unseres Partnerschaftsprojektes besteht in dem regelmäßigen Austausch besonders auch über gegenseitige Besuche. Damit wurde aus unserer Ankunft in Marcala ein freudiges Wiedersehen.

Wie bei unserem letzten Aufenthalt waren die Frauen mitten in der Kaffeeernte, so dass wir gleich die Gelegenheit hatten, die Weiterverarbeitung der Kaffeekirschen zu begleiten. Aber in dieser Kaffee-Saison unter erschwerten Bedingungen, denn es regnete tagelang und das passte so gar nicht in die aktuell übliche Trockenzeit. Normalerweise trocknen die Kaffeebohnen 36 Stunden auf entsprechenden Höfen, um danach in Säcke abgefüllt zu werden. Diesmal regnete es und der reife, neu geerntete Nachschub fand keinen geschützten Platz. Jede verfügbare Fläche wurde behelfsmäßig mit Plastikplanen ausgelegt. Alle Beteiligten wirkten sorgenvoll und gestresst. Die ungewohnten Klimaveränderungen stellten logistisch neue Herausforderungen dar. Die Kaffee-Ernte nahm die Zeit aller in Anspruch. Aufgrund der Schulferien unterstützten auch viele Kinder ihre Familien beim Kaffeepflücken. Die Bildungsangebote von COMUCAP , wie beispielsweise die Alphabetisierungskurse, hatten ebenfalls Pause.

Aber die politische Arbeit lief unterdessen weiter und so konnten wir an zwei Radiosendungen anlässlich des nationalen Frauentages am 25. Januar teilnehmen. Diese Arbeit ist ganz eng mit dem  Namen Dalila Aguilera verbunden, die uns im Herbst 2009 gemeinsam mit Heydi Contreras in Marburger Weltladen besuchte.

Dalila ist hauptverantwortlich für die COMUCAP -SendezeitDas Radioforum bei San Miguel im katholischen Radiosender „San Miguel“. Im Radioforum wurden die eingeladenen drei Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, von denen zwei weiblich waren, zu den Konzepten und Ergebnissen ihrer kommunalen Frauen- und Jugendarbeit befragt. Verschiedene Arbeitsgruppen berichteten über den Stand und die Wichtigkeit des Themas. Immer wieder unterbrachen Anrufe von Hörerinnen die Beiträge, die selbstverständlich sofort in die Sendung eingebracht und aufgenommen wurden. So konnten viele Frauen die Ankündigung des geplanten Programms zum nationalen Frauentag und den Aufruf zur Teilnahme an der Kundgebung in Marcala hören und weitergeben. Auch bedankten sich viele Frauen, denen wir Tage später noch begegneten, für die Grüße, die wir im Namen des Marburger Weltladens und auch vom Gleichstellungsreferat der Stadt Marburg in diesen Sendungen überbrachten. Insgesamt wurde uns damit nochmal sehr deutlich, welch überaus wichtiges Medium diese über viele Jahre etablierte Radiosendung für die Kommunikation der Frauen der Region mit ihren oft sehr abgelegenen Siedlungen ist.

Ein weiteres wichtiges Thema unseres Besuches war die Solarenergie. Dies beschäftigt COMUCAP  und uns, seit Dalila und Heydi bei Wagner & Co. Solartechnik in Cölbe einen Vortrag hielten und sich sehr für die Möglichkeit solarer Nutzung in Honduras interessierten. Bei dem im Jahr darauf folgenden Besuch von Marcelina Rubio und Mirian Lopez bei uns im Marburger Weltladen konnten wir eine Fortbildung für die  beiden Frauen arrangieren. Sie sahen sofort die Möglichkeiten, die Solarlampen für ihren Lebensalltag bringen könnten. Denn viele Frauen leben ohne Stromanschluss auf dem Land. Das heißt, wenn es dunkel wird, können sie nur Kerzen benutzen. Diese sind aber relativ teuer, so dass Solarlampen sich schnell bezahlt machen. Licht verlängert nicht nur den Tag, sondern gibt besonders den Frauen und Kindern mehr Sicherheit im Haus und auf der Straße. Marcelina und Mirian konnten daraufhin drei solcher Solarlampen mit nach Honduras nehmen und schrieben uns später begeistert von den Erleichterungen ihres Alltags. In vielen Gesprächen mit den an diesen Lampen interessierten Frauen waren die für sie hohen Anschaffungskosten ein Hindernis. So haben wir vereinbart, dass die Frauen zwei Drittel der Kosten übernehmen und wir für den Rest UnterstützerInnen in Marburg suchen werden.

Bei aller inhaltlicher Auseinandersetzung  und den vielen fachbezogenen Gesprächen ist doch für uns das Eindrücklichste die Begegnung mit den Frauen von COMUCAP und ihren Familien:

Anteil nehmen zu dürfen an ihrem Alltag, ihren Beschwerlichkeiten und Sorgen, aber auch an ihren Hoffnungen und Wünschen für die Zukunft. Wir lachten viel miteinander und konnten viel unmittelbare Freude erleben und so freuen wir uns schon auf die nächste persönliche Begegnung.

Jutta Greb & Ekki Seiffert